Neues Schloss Tettnang, Detail, Bacchusofen, Detailansicht des Kopfes

FEIERN WIE DIE GÖTTERDie Bacchus-Skulptur

Auf einem großen Weinfass thront eine kräftige Figur: Es ist Bacchus, der betrunken wirkt und sich ‒ scheinbar ‒ gerade noch so auf dem Fass halten kann. Für den Grafen von Montfort und seine Gäste war der Gott des Weines und des Rausches eine Einladung, das Leben und die Lust ausgiebig genießen.

Der Bacchussaal zählt zu den Höhepunkten des Neuen Schlosses Tettnang.

BACCHUS LÄDT ZUM FEIERN EIN

Der Bacchussaal verbindet die irdische Welt mit der Sphäre der antiken Götter und Helden. Die Grafen von Montfort feierten darin ihre großen Hoffeste. Der Saal selbst bildet eine Bühne, das kunstvolle Deckenfresko, die prächtigen Porträts und feinen Türbemalungen sind die Kulisse. Der Blickfang des Festsaals ist jedoch die große Bacchusfigur in einer Wandnische. Der Gott des Weines und des Rausches thront auf einem Fass und beherrscht den Raum. Seine Aufgabe: zum ausgiebigen Feiern anregen.

Bacchus- der Gott des Weines- als Figur mit integriertem Ofen.

EIN TRUNKENER GOTT

Der griechisch-römische Gott steht für den ausschweifenden Genuss, den er auch selbst vorlebt: Bacchus hält sich berauscht auf dem großen Weinfass. Sein fülliger Oberkörper ist zurückgelehnt, seine Beine umschließen das Fass. Ein Diadem aus Weintrauben schmückt sein Haar. Der Blick des Weingottes gleitet ab ins Leere. Es scheint, als wäre Bacchus ein Teil der Festgesellschaft. Als würde er mit den Grafen von Montfort und ihren Gästen im Festsaal feiern. Die Festesfreude der Montforter spiegelt Bacchus eindrucksvoll wider.

Neues Schloss Tettnang, Detail Bacchusofen, Detailansicht der Weintrauben

Weinreben umschließen wie ein Gürtel die Hüfte von Bacchus.

EXZESSIVES FEIERN

Bereits im Alten Rom feierten seine Anhänger ausgelassene Feste. Die Bacchantinnen und Bacchanten grüßten den anbrechenden Frühling mit wilden Tänzen und wüsten Gelagen. Die Gäste der Grafen von Montfort verstanden diese Anspielung aus der Mythologie: Sie sollten, wie in der Antike, ausgiebig feiern. Die Dienerschaft brachte ihnen Speisen und Getränke und der Weingott Bacchus selbst heizte ihnen ein – im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Figur birgt ein Geheimnis.

Neues Schloss Tettnang, Detail, Bacchusofen, Detailansicht des Fasses

Gehalten wird das Ofen-Fass von zwei Satyrn, Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock.

KUNSTVOLL UND PRAKTISCH

Im Barock liebte man die Kunst der Täuschung. So ist das Gefäß, auf dem die Bacchusfigur sitzt, nicht nur dekorativ und ein Symbol des Weingenusses sowie der Feste, sondern auch funktional: Es ist ein Hinterladerofen, den die Dienerschaft aus dem Nebenraum befeuerte. Das ausgeklügelte System fügte sich hervorragend in die feierliche Inszenierung des Saals als Bühne ein: Die Festgesellschaft konnte im geheizten Bacchussaal ausgelassen feiern, ohne dass der Rauch und die Arbeiten der Diener störten.

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