Neues Schloss Tettnag, zweites rotes Zimmer

Barockes GeltungsbedürfnisMeilensteine

Das Neue Schloss in Tettnang war die Residenz der Grafen von Montfort – die imposanten Barockformen zeugen vom Machtanspruch des alten Grafengeschlechts. Noch heute wird der hohe künstlerische Rang des Schlosses durch Werke der berühmtesten Künstler des Bodensee-Raumes begründet.

Aussenansicht des Neuen Schlosses Tettnang

Das Schloss zeigt den Stand der Familie.

BEDEUTENDER HOCHADEL

Der Adel in der Barockzeit bezog sein Selbstverständnis auch aus dem Alter seiner Familie. In diesem Sinn gehörten die Grafen von Montfort zur Elite, denn ihr Geschlecht lässt sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Sie waren neben Habsburg das bedeutendste Hochadelsgeschlecht der Bodenseeregion und herrschten über weite Teile Oberschwabens und Vorarlbergs. Allerdings wurde ihr Vermögen im Erbfall immer wieder aufgeteilt, sodass ihnen im 18. Jahrhundert nur noch die Region rund um Tettnang gehörte.

Erstes rotes Zimmer oder Audienzzimmer im Neuen Schloss Tettnang

Prachtvoll ausgestaltet: das Audienzzimmer.

REPRÄSENTATION, KUNST UND GELD

Eine luxuriöse Residenz in Tettnang war aus Prestigegründen wichtig – mit dem Bau des Neuen Schlosses trat Graf Anton III. den Beweis seiner Ebenbürtigkeit an. Nach dem Brand sah die Situation schwieriger aus. Sein Sohn, Graf Ernst, konnte den Wiederaufbau nur mit finanzieller Hilfe von Österreich leisten. Er lieh sich 500.000 Gulden und setzte die Grafschaft als Sicherheit ein. Der Enkel, Graf Franz Xaver, engagierte Mitte des 18. Jahrhunderts führende Künstler der Bodensee-Region für die Innendekoration.

Ausschnitt aus dem Deckenfresko von Franz Martin Kuen von 1758 im Tafelzimmer im Neuen Schloss Tettnang

„Göttermahl“: Deckenfresko im Tafelzimmer.

DAS ENDE KOMMT

Als die Schulden auf 1.115.000 Gulden stiegen, eröffnete Österreich das Konkursverfahren. Graf Franz Xaver musste 1779 abdanken und die Grafschaft ging an Österreich. Auf dessen Veranlassung wurde 1780 ein Inventar von Tettnang, Langenargen und Schomburg angefertigt. Alle darin aufgezählten Gegenstände wurden versteigert. Solche Inventare sind heute von großem Interesse: Sie geben Auskunft über die fürstliche Nutzung der Räume und ihre Möblierung.

TETTNANG IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT

Anfang des 19. Jahrhunderts übernahm Württemberg die Herrschaft – dank der Neuordnung Süddeutschlands durch Napoleon. Die Nutzungen des Schlosses bis heute sind vielfältig: Verwaltungssitz und Gewerbeverein, Finanzamt und Ortskommandantur der französischen Militärregierung, Landratsamt und Amtsgericht. Mit jeder Nutzung waren Umbauten verbunden, die oft zum Verlust an historischer Substanz führten. Das restaurierte erste Obergeschoss mit den Prunkräumen ist heute als Schlossmuseum zu besichtigen.

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