Zweites Grünes Zimmer im Neuen Schloss Tettnang

Besuch im mütterlichen SchlafzimmerDas Kinderbett

Im Zweiten Grünen Zimmer steht heute ein barockes Kinderbett, reich mit Intarsien verziert. Solche Betten gab es auch in Schloss Tettnang, doch die gräflichen Kinder lagen nur zur Schau darin. Sobald der Besuch gegangen war, kümmerte sich die Amme um die Bedürfnisse des Kindes.

Kinderbett im Zweiten Grünen Zimmer im Neuen Schloss Tettnang

Kinderbett aus dem 18. Jahrhundert.

Die Bedeutung von Kindern

Das Kinderbett im Zweiten Grünen Zimmer, das einst auch als Schlafzimmer der Gräfin diente, kam erst im Zuge der Neueinrichtung 1979 nach Tettnang. Wegen seines kostbaren Materials und seiner Verarbeitung stammt es sicher aus einem adligen Haushalt. Das Möbel aus der Zeit um 1750 erinnert an die vielen Kinder, die die Gräfinnen von Montfort zur Welt brachten: Antonia von Waldburg etwa gebar acht Kinder. Gesunde Kinder zu gebären, war wichtig, denn nur so ließ sich der Fortbestand des Adelshauses sichern.

Bett im Zweiten Grünen Zimmer im Neuen Schloss Tettnang

Das Bett der Mutter.

Warum das Kinderbett im Schlafzimmer stand

Wenn eine Gräfin schwanger war, suchte der Hof als Erstes nach einer Amme, denn die adligen Frauen stillten ihre Kinder nicht. Diese Sitte war schon aus der Antike bekannt und sie hielt sich bis ins späte 19. Jahrhundert. Sie erklärt sich aus dem Wunsch hochgestellter Damen, ihren offiziellen Pflichten ungestört nachgehen zu können. Das reich verzierte Kinderbett stand zu Repräsentationszwecken im Schlafzimmer der Mutter. Nur wenn Besuch kam, wurde der Säugling dort feierlich präsentiert.

Lambris im Zweiten Grünen Zimmer im Neuen Schloss Tettnang

Die Lambris im Grünen Zimmer der Gräfin.

Die Amme als Bezugsperson

Weil die Amme den körperlichen und emotionalen Kontakt zu den Kindern pflegte, war sie auch – eher als die leibliche Mutter – deren Bezugsperson. Unter den Hausangestellten nahm sie deshalb eine hohe Stellung ein. Sie erhielt die besten Lebensmittel und wurde auch sonst gut versorgt, weil man glaubte, dass schlechte Stimmungen der Amme über die Milch auf das Kind übergehen könnten.

Das „Fatschenkind“ im Bettchen

Historisch korrekt liegt die Matratze ganz oben in dem barocken Bettchen: Säuglinge wurden damals nämlich „gefatscht“, was bedeutet, dass sie fest umwickelt waren. Davon sollten sie gerade Glieder bekommen. Zur Sicherheit wurden sie auch noch auf das Bett gebunden. Das Fatschen der Babys war bis in das 19. Jahrhundert hinein üblich. Sogar das Jesuskind wurde auf Andachtsbildern so dargestellt – das Motiv des „Fatschenkindes“ entwickelte sich als besondere Form des Andachtsbildes im katholischen Glauben.

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