Neues Schloss Tettnang, Außenansicht

Bürger übernehmen das SchlossDas Ende der Monarchie

Am 9. November 1918 wurde die Republik ausgerufen – auch in Baden und Württemberg. Die Monarchen dankten ab und in Deutschland begann die Zeit der Demokratie. Zugleich wurden damit viele Residenzschlösser zu Museen und zu Orten, die nun allen gehörten.

EINE BEWEGTE GESCHICHTE – ABER NICHT MEHR 1918

Das Neue Schloss Tettnang war am Ende des 1. Weltkriegs schon seit langem nicht mehr der Sitz einer Landesregierung; schon seit dem 18. Jahrhundert residierten die einstigen Landesherren, die Grafen von Montfort nicht mehr in ihrem prächtigen barocken Schloss. Sie hatten 1779, hoch verschuldet, ihr Schloss und ihre Herrschaft an Österreich verloren. Im Zuge der napoleonischen Neuordnung kam Tettnang zuerst 1806 an Bayern und wurde endgültig 1810 ein Teil des neuen Königreichs Württemberg.

Schloss Tettnang, Bacchussaal

Die Umnutzung des Schlosses begann schon früh.

Umnutzung des Schlosses

Einige Zeit wurde das Schloss als Lazarett benutzt und diente dann als Wohnung für Bedienstete, Beamte und für staatliche Einrichtungen. Österreichische, bayrische und württembergische Dienststellen folgten nacheinander. Als in ganz Deutschland im Zug der Novemberrevolution die Schlösser gestürmt wurden, war das Neue Schloss schon lange kein Symbol mehr für die Monarchie.

DAS ENDE DER MONARCHIE IN TETTNANG

Anders als in vielen Städten in Württemberg und in ganz Deutschland ging es in Tettnang am Ende des Ersten Weltkrieges eher beschaulich zu. Seit Ende Oktober hatte das lokale Amtsblatt promonarchische Texte veröffentlicht – die mehrheitliche Haltung in der Montfortstadt war katholisch-konservativ. Am 10. November 1918 hielt der Arbeiter- und Soldatenrat aus Friedrichshafen eine Versammlung in Tettnang ab, bei der die Abdankung des Kaisers und eine neue Regierung durch einen Arbeiter- und Soldatenrat für Tettnang bekannt gegeben wurde. Aber in den folgenden Wochen wurde der Tettnanger Arbeiter- und Soldatenrat von der Stadtverwaltung sabotiert und das katholisch-konservative Zentrum unter Führung des Bürgermeisters übernahm bald wieder die Macht in Tettnang.

EIN JAHRHUNDERT SCHLOSSERLEBNIS

Nicht wenige Schlösser waren schon vor 100 Jahren nicht mehr Wohnsitz oder gar Regierungssitz der alten Herrscherfamilien. Die Umnutzung hatte längst begonnen: als Museum oder als touristische Attraktion, als Archiv oder als Verwaltungssitz. Mit dem Ende der Monarchie wurde der Schritt endgültig. Nur die Schlösser, die zum Privatvermögen der ehemaligen Herrscher gehörten, blieben in deren Eigentum. Alle anderen Schlösser gingen in Landesbesitz über – viele davon sind noch heute besuchenswerte Sehenswürdigkeiten, betreut von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.