NAPOLEON ORDNET DEN DEUTSCHEN SÜDWESTEN NEU
Mit der Französischen Revolution 1789 begann der Weg Napoleon Bonapartes vom Offizier zum Kaiser der „Grande Nation“. Ab 1795 besetzte er die deutschen Gebiete links des Rheins – Napoleon sah den Fluss als natürliche Grenze beider Länder an. 1799 bildete Württemberg mit Österreich eine Koalition gegen Napoleon Bonaparte – und musste sich ein Jahr später geschlagen geben. Im Frieden von Lunéville 1801 wurde festgelegt, dass die linksrheinischen Gebiete dauerhaft zu Frankreich gehören sollten. Die Markgrafschaft Baden und das Herzogtum Württemberg erhielten Entschädigungen für ihre Verluste – Napoleon wollte sie als Bündnispartner gewinnen. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 wurden Klöster und Reichsabteien säkularisiert – der Besitz fiel den weltlichen Fürsten zu.
NAPOLEONS BRUDER HEIRATET DIE PRINZESSIN VON WÜRTTEMBERG
Mit einem Überraschungsbesuch in Ludwigsburg konnte Napoleon den württembergischen Kurfürsten Friedrich 1805 zu einem Bündnis mit Frankreich bewegen. Württemberg trat dem Rheinbund bei und wurde im Gegenzug ein Jahr später zum Königreich erhoben. Um seine Macht zu festigen, betrieb Napoleon zudem gezielte Heiratspolitik: Es gelang ihm, seinen jüngeren Bruder Jérôme mit Katharina, der Tochter König Friedrichs I., zu verheiraten. Die Hochzeit zwischen der württembergischen Prinzessin und dem Herrscher des neu geschaffenen Königreichs Westphalen fand am 22. August 1807 statt.
NAPOLEONS POLITISCHES ENDE
1812 begann der Abstieg Napoleons – sein Russlandfeldzug endete, ohne Kämpfe, verheerend: Wind, Wetter und wenig Nahrung in der unwirtlichen Weite des Zarenreichs führten zu großen Verlusten. Württemberg, das familiär enge Beziehungen mit dem Zarenhaus pflegte, kündigte Frankreich die Treue auf. In der Schlacht von Paris verloren Napoleon und Jérôme 1814 ihren Thronanspruch. Nach der Schlacht von Waterloo im Juni 1815, bei der auch Jérôme französische Truppen anführte, war das Ende Napoleons besiegelt. Er sollte fortan im Exil auf der britischen Insel St. Helena leben, wo er am 5. Mai 1821 starb. Jérôme fand zunächst Asyl im württembergischen Schloss Ellwangen. 1816 sprach ihm sein Schwiegervater, König Friedrich I., den Titel „Graf von Montfort“ zu – ein ungewöhnlicher Schritt.
DER NEUE GRAF VON MONTFORT
Dass Napoleons Bruder Jérôme den Titel des in Oberschwaben alteingesessenen Adelsgeschlechts erhielt, hatte formale Gründe: So konnte Friedrich I. von Württemberg seine Tochter und ihren Mann finanziell unterstützen. Das Ehepaar lebte zu dieser Zeit bereits im Schweizer Exil. Ein echtes Interesse an Tettnang und der majestätischen Barockresidenz bestand jedoch nie. Das Adelsgeschlecht der Montforts war bereits 1787 erloschen. 1779 musste Graf Franz Xaver von Montfort abdanken – er hatte sich für den Wiederaufbau seiner Residenz, des Neuen Schlosses Tettnang, überschuldet, sein Besitz wurde verpfändet; die Grafschaft ging an Österreich über. Knapp 30 Jahre später, nach dem Zusammenbruch des französischen Kaiserreiches, verlieh König Friedrich von Württemberg seinem Schwiegersohn den Titel eines „Prinzen“ von Montfort.
INFORMATION
Aktuell ist das Neue Schloss Tettnang wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes geschlossen.