Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor

Fantasielandschaften und bäuerliche SzenenDie Gemälde im Korridor

Im Korridor der Beletage des Neuen Schlosses Tettnang befindet sich eine Galerie von 63 Landschaftsgemälden in Stuckrahmen. Den Darstellungen liegt ein vielschichtiges Programm zugrunde, das die Bedeutung und den Rang der Grafen von Montfort thematisiert. Ihre besondere Wertigkeit wird durch die aufwendige Gestaltung der Stuckrahmen unterstrichen.

Neues Schloss Tettnang, Grundriss des 1. Obergeschoss (Beletage)

Der Grundriss der Beletage.

Funktional und repräsentativ

Der aufwendig gestaltete Korridor der Beletage von Schloss Tettnang führt um den Innenhof und ermöglicht den direkten Zugang zu fast allen Räumen. So diente er einerseits als repräsentativer Verbindungsgang, andererseits als Korridor für die Bediensteten. Die heute weitgehend restaurierten Stuckaturen sind ursprünglich das Werk von Joseph Anton Feuchtmayer und seiner Werkstatt. Von ihnen stammen auch die üppigen Stuckrahmen der 63 Gemälde. In den vier Ecken befinden sich jeweils architektonisch gleich gestaltete Treppenhäuser. Der Raumeindruck des Korridors wird durch die sich ständig wechselnde Ausblicke in den Hof bestimmt.

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63 Gemälde schmücken den Korridor der Beletage von Schloss Tettnang: 46 großformatige Ölgemälde und 17 Supraporten.

46 großformatige Werke und 17 Supraporten

Die 63 Gemälde gliedern sich in 46 großformatige Werke (circa 285 x 122 cm) und 17 Supraporten (circa 75 x 150 cm). Alle Bilder sind in Öl auf Leinwand gemalt. Sie zeigen Fantasielandschaften und bäuerliche Szenen. Die Gemälde dürften um 1758/59 entstanden sein, denn die Ausgabenbücher von Schloss Tettnang verzeichnen für 1759 hohe Zahlungen an die Maler Johann Ulrich Schellenberg und Johann Josef Kauffmann sowie an den Stuckateur Moosbrugger. Stilistisch, inhaltlich und historisch werden die Werke heute Johann Ulrich Schellenberg (1709 - 1795) zugeschrieben. 1937 fehlten 13 Gemälde, die zwischen 1968 und 1977 von Walter Maschke (1913 - 2007) neu gemalt wurden.

Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor
Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor
Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor

Drei der siebzehn Supraporten: Öl auf Leinwand und mit jeweils einer Größe von circa 75 x 150 cm. Wohl von Johann Ulrich Schellenberg um 1758/59.

Idyllen als eine Art Sehnsuchtsorte

Die Gemälde zeigen überwiegend idealisierte Gebirgslandschaften. Dies ist als Hinweis auf die Herkunft der Montforter zu verstehen. In den Details der Szenerien zeigt sich aber auch der damals sehr aktuelle Zeitgeist der Idylle. Vorreiter war der Zürcher Salomon Gessner (1730-1788, Zürich) mit seinem 1756 erschienenen, viel gerühmten Werk „Idyllen“. Darin beschrieb Gessner ein goldenes Zeitalter ungestörter Harmonie, das er in die Zeit der Antike legte. Als gefeierter Malerpoet wurde er in Europa, Nord- und Südamerika, aber auch in Russland, Armenien und im Kaukasus mit Begeisterung gelesen. Es kann daher als sicher gelten, dass auch Graf Franz Xaver diesen Autor kannte und schätzte. Gessners Werk kann somit als literarischer Fundus für verschiedene Bildmotive in Tettnang angesehen werden. Die Tettnanger Landschaftsdarstellungen bilden so ein hervorragendes Beispiel für die Rezeption aktueller künstlerischer und literarischer Strömungen durch die Fürsten von Montfort. Diese machten die Gemälde zu einem zentralen Gegenstand in der repräsentativen Ausstattung ihres Residenzschlosses.

Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor
Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor
Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor

Die Bildmotive in Tettnang greifen Idyllenthemen des Schweizer Poeten Salomon Gessner auf. Hier den Mondschein, antikisierende Brunnen und Ruinen sowie die Grotte.

In Anlehnung an die barocken Originale

Die dreizehn Werke von Walter Maschke kamen im Rahmen von Renovierungsarbeiten im 20. Jahrhundert hinzu. Maschkes hatte sich nach einer Ausbildung in Kirchen- und Porträtmalerei auf Kopien im Stil der Alten Meister und der Nazarener spezialisiert. Unter seinen Gemälden für Schloss Tettnang befinden sich Ansichten der Montfort-Schlösser Tettnang, Kangenargen und Schomberg. Bei letzteren orientierte er sich an drei originalen Veduten, die im Braunen Saal von Schloss Tettnang zu sehen sind. Bei den übrigen Landschaften handelt es sich um Neuschöpfungen, die sich deutlich am Formenfundus der barocken Originale orientierten.

Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor mit Ansicht des Montfort-Schlosses Tettnang
Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor mit Ansicht des Montfort-Schlosses Langenargen
Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor mit Ansicht des abgebrochenen Montfort-Schlosses Schomburg

Die Ansichten der Montfort-Schlösser Tettnang, Langenargen und Schomburg. Im Original wohl von Johann Ulrich Schellenberg um 1760, hier jedoch als „Copie Walter Maschke“ von 1971 bis 1974 gekennzeichnet.

Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor
Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor
Neues Schloss Tettnang, Gemälde im Korridor

Gemälde von Walter Maschke, die zwischen 1971 und 1974 entstanden und im Rahmen von Renovierungsarbeiten im 20. Jahrhundert hinzukamen. Auf dem Grundriss mit den Nummern 58, 18 und 12 bezeichnet.